Leo Wohleb

Verfolgung
06.02.1934
Wohleb ist Oberregierungsrat im badischen Kultusministerium in Karlsruhe. Am 6. Februar 1934 ruft der badische Gauleiter Robert Wagner im Kultusministerium an, um sich über eine vermeintliche Benachteiligung der Hitlerjugend gegenüber katholischen Jugendgruppen zu beschweren. Wohleb nimmt den Anruf entgegen - ohne jedoch den Anrufer zu erkennen - und stellt Nachfragen zum Sachverhalt. Gauleiter Wagner fühlt sich daraufhin von Wohleb respektlos behandelt und fordert umgehend von Kultusminister Otto Wacker Wohlebs Versetzung. Dieser wird in der Folge suspendiert. Versuche, Wohleb als Gymnasialdirektor nach Donaueschingen zu versetzen, scheitern am Widerstand des dortigen NSDAP-Kreisleiters Eberhard Sedelmeyer. Wohleb wird deshalb am 24. März 1934 vom Kultusministerium zum Direktor des Gymnasiums in Baden-Baden ernannt. Er tritt seinen Dienst dort am 16. April 1934 an.
Biografie
Sohn eines Buchhalters
1898
Humanistisches Bertholdgymnasium in Freiburg (Abitur als Jahrgangsbester)
1907
Studium der Archäologie, historischen Bibelwissenschaften, Patristik und klassischen Philologie an den Universitäten Freiburg und Greifswald
1912
Staatsprüfung für das höhere Lehramt
1912
Lehramtspraktikant an badischen Gymnasien in Bruchsal
1918
Sekretär im badischen Kultusministerium in Karlsruhe
1920
Professor am Bertholdgymnasium in Freiburg
1930
Direktor des Gymnasiums in Donaueschingen
1931
Oberregierungsrat im badischen Kultusministerium in Karlsruhe
1934
Direktor des Gymnasiums Hohenbaden in Baden-Baden
1945
Referent im badischen Kultusministerium, zunächst in Karlsruhe, später in Freiburg
1945
Landesvorsitzender der BCSV
1946
Staatspräsident des Landes Baden, zugleich badischer Kultusminister, 1947/48 badischer Finanzminister und 1952 badischer Justizminister
1946
Vorsitzender der CDU Baden
1952
Gesandter der Bundesrepublik in Lissabon
Rezeption
1952
Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
1953
Souveräner Kaiserlich Byzantinischer Orden Konstantins des Großen
Gedenktafel im Gymnasium Hohenbaden in Baden-Baden als ehemaliger Direktor der Schule
Namenspatron der Leo-Wohleb-Straße in Endingen am Kaiserstuhl
1973
Namenspatron der Leo-Wohleb-Brücke und der Leo-Wohleb-Straße in Freiburg im Breisgau
Namenspatron der Leo-Wohleb-Straße in Blumberg (Baden)
Namenspatron der Leo-Wohleb-Straße in Breisach am Rhein
Literatur
Hans-Georg Merz: Beamtentum im nationalsozialistischen Staat. Der »Fall« Leo Wohleb, in: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins Schau-ins-Land, 103, 1984, S. 131-148.
Robert Albiez: Leo Wohleb. Zum 100. Geburtstag des letzten badischen Staatspräsidenten am 2.9.1988, in: Badische Heimat, 68, 1988, S. 457-464.
Paul-Ludwig Weinacht: Leo Wohleb, in: Badische Biographien, 3, 1990, S. 301-306.
Werner Baumann: Leo Wohleb, in: Große Badener. Gestalten aus 1200 Jahren, hrsg. von Helmut Engler, Stuttgart 1994, S. 254-261.
Walter Falk: Leo Wohleb, in: Christen im Widerstand gegen das Dritte Reich, hrsg. von Joël Pottier, Stuttgart 1995, S. 447-452.
Weik 2003, S. 161.
Adolf Schmid: Leo Wohleb. Badischer Staatspräsident, in: Freiburger Almanach, 57, 2006, S. 89-102.
Tobias Wöhrle: Leo Wohleb. Eine politische Biographie. »Treuhänder der alten badischen Überlieferung«, Karlsruhe 2008.
Tobias Wöhrle: Staatspräsident Leo Wohleb. Katholischer Badener, Deutscher, Europäer, in: Historisch-politische Mitteilungen, 15, 2008, S. 191-216.
Kurt Hochstuhl: Leo Wohleb. Pädagoge und Politiker, Leinfelden-Echterdingen 2009.
Paul-Ludwig Weinacht: Politische Kultur am Oberrhein, Karlsruhe 2012, S. 174-181.
Kurt Hochstuhl: Leo Wohleb. Pädagoge und Politiker, in: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, hrsg. von Rainer Brüning und Regina Keyler, 24, Stuttgart 2013, S. 448-477.