Leo Wohleb

Parlament

1946
Beratende Landesversammlung Baden (BCSV/CDU)

1947
Landtag Baden (BCSV, Landesliste)

Partei vor 1933 -
nach 1945 Badische Christlich-Soziale Volkspartei (BCSV)
Geburt 02.09.1888, Freiburg im Breisgau
Ehe Maria geb. Clorer (1921)
Beruf Lehrer, Gymnasialdirektor, Staatssekretär, Staatspräsident
Kinder Kinderlos
Konfession Römisch-katholisch
Verstorben 12.03.1955, Frankfurt am Main

Verfolgung

06.02.1934
Wohleb ist Oberregierungsrat im badischen Kultusministerium in Karlsruhe. Am 6. Februar 1934 ruft der badische Gauleiter Robert Wagner im Kultusministerium an, um sich über eine vermeintliche Benachteiligung der Hitlerjugend gegenüber katholischen Jugendgruppen zu beschweren. Wohleb nimmt den Anruf entgegen - ohne jedoch den Anrufer zu erkennen - und stellt Nachfragen zum Sachverhalt. Gauleiter Wagner fühlt sich daraufhin von Wohleb respektlos behandelt und fordert umgehend von Kultusminister Otto Wacker Wohlebs Versetzung. Dieser wird in der Folge suspendiert. Versuche, Wohleb als Gymnasialdirektor nach Donaueschingen zu versetzen, scheitern am Widerstand des dortigen NSDAP-Kreisleiters Eberhard Sedelmeyer. Wohleb wird deshalb am 24. März 1934 vom Kultusministerium zum Direktor des Gymnasiums in Baden-Baden ernannt. Er tritt seinen Dienst dort am 16. April 1934 an.

Biografie

Sohn eines Buchhalters

1898
Humanistisches Bertholdgymnasium in Freiburg (Abitur als Jahrgangsbester)

1907
Studium der Archäologie, historischen Bibelwissenschaften, Patristik und klassischen Philologie an den Universitäten Freiburg und Greifswald

1912
Staatsprüfung für das höhere Lehramt

1912
Lehramtspraktikant an badischen Gymnasien in Bruchsal

1918
Sekretär im badischen Kultusministerium in Karlsruhe

1920
Professor am Bertholdgymnasium in Freiburg

1930
Direktor des Gymnasiums in Donaueschingen

1931
Oberregierungsrat im badischen Kultusministerium in Karlsruhe

1934
Direktor des Gymnasiums Hohenbaden in Baden-Baden

1945
Referent im badischen Kultusministerium, zunächst in Karlsruhe, später in Freiburg

1945
Landesvorsitzender der BCSV

1946
Staatspräsident des Landes Baden, zugleich badischer Kultusminister, 1947/48 badischer Finanzminister und 1952 badischer Justizminister

1946
Vorsitzender der CDU Baden

1952
Gesandter der Bundesrepublik in Lissabon

Rezeption

1952
Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1953
Souveräner Kaiserlich Byzantinischer Orden Konstantins des Großen

Gedenktafel im Gymnasium Hohenbaden in Baden-Baden als ehemaliger Direktor der Schule

Namenspatron der Leo-Wohleb-Straße in Endingen am Kaiserstuhl

1973
Namenspatron der Leo-Wohleb-Brücke und der Leo-Wohleb-Straße in Freiburg im Breisgau

Namenspatron der Leo-Wohleb-Straße in Blumberg (Baden)

Namenspatron der Leo-Wohleb-Straße in Breisach am Rhein

Literatur

Hans-Georg Merz: Beamtentum im nationalsozialistischen Staat. Der »Fall« Leo Wohleb, in: Zeitschrift des Breisgau-Geschichtsvereins Schau-ins-Land, 103, 1984, S. 131-148.

Robert Albiez: Leo Wohleb. Zum 100. Geburtstag des letzten badischen Staatspräsidenten am 2.9.1988, in: Badische Heimat, 68, 1988, S. 457-464.

Paul-Ludwig Weinacht: Leo Wohleb, in: Badische Biographien, 3, 1990, S. 301-306.

Werner Baumann: Leo Wohleb, in: Große Badener. Gestalten aus 1200 Jahren, hrsg. von Helmut Engler, Stuttgart 1994, S. 254-261.

Walter Falk: Leo Wohleb, in: Christen im Widerstand gegen das Dritte Reich, hrsg. von Joël Pottier, Stuttgart 1995, S. 447-452.

Weik 2003, S. 161.

Adolf Schmid: Leo Wohleb. Badischer Staatspräsident, in: Freiburger Almanach, 57, 2006, S. 89-102.

Tobias Wöhrle: Leo Wohleb. Eine politische Biographie. »Treuhänder der alten badischen Überlieferung«, Karlsruhe 2008.

Tobias Wöhrle: Staatspräsident Leo Wohleb. Katholischer Badener, Deutscher, Europäer, in: Historisch-politische Mitteilungen, 15, 2008, S. 191-216.

Kurt Hochstuhl: Leo Wohleb. Pädagoge und Politiker, Leinfelden-Echterdingen 2009.

Paul-Ludwig Weinacht: Politische Kultur am Oberrhein, Karlsruhe 2012, S. 174-181.

Kurt Hochstuhl: Leo Wohleb. Pädagoge und Politiker, in: Lebensbilder aus Baden-Württemberg, hrsg. von Rainer Brüning und Regina Keyler, 24, Stuttgart 2013, S. 448-477.