Markus Schleicher

Verfolgung
Mai 1933
Schleicher ist Gewerkschaftsfunktionär des Deutschen Holzarbeiterverbandes in Berlin und Redakteur des Verbandsorgans »Holzarbeiter-Zeitung«. Im Mai 1933 wird er im Zuge der Gleichschaltung der Gewerkschaften durch die NS-Behörden fristlos entlassen.
02.05.1933
Schleicher wird am 2. Mai 1933 in der Berliner Geschäftsstelle des Deutschen Holzarbeiterverbandes durch die SA verhaftet, misshandelt und am folgenden Tag wieder freigelassen.
13.06.1933
Schleicher wird am 13. Juni 1933 in seiner Berliner Wohnung von Polizisten und SA-Mitgliedern in »Schutzhaft« genommen. Am Abend des darauffolgenden Tags wird er von der Polizei zu seiner Wohnung zurückgebracht. Nach Angaben Schleichers hatte sich dort eine Menschenmenge versammelt, der Schleicher von SA-Mitgliedern vorgeführt wurde. Ein SA-Führer habe ihn - so Schleicher - als »Jude« bezeichnet, daraufhin sei er von der Menge mit »Juda verrecke!« beschimpft und mit Steinen beworfen worden. Fast alle Scheiben seines Wohnhauses seien eingeworfen worden.
Juli 1933
Im Juli 1933 wird Schleicher von den NS-Behörden aus dem gleichgeschalteten Deutschen Holzarbeiterverband ausgeschlossen.
Biografie
Sohn eines Kleinbauern
Volksschule
Lehre als Tischler
1901
Eintritt in den Deutschen Holzarbeiterverband
1904
Eintritt in die SPD
1909
Leiter der Stuttgarter Verwaltungsstelle des Deutschen Holzarbeiterverbandes
1920
Hauptvorstandsmitglied des Deutschen Holzarbeiterverbandes in Berlin sowie Schriftleiter des Verbandsorgans »Holzarbeiter-Zeitung«
Juni 1933
Arbeitslos
April 1934
Übersiedelung nach Betzweiler im Schwarzwald, dort Tätigkeit als Hilfs- und Gelegenheitsarbeiter
Oktober 1936
Angestellter der Firma Höss in Stuttgart
Mai 1940
Arbeitslos
Oktober 1940
Kriegsdienst im Zweiten Weltkrieg in der Wehrmacht
1946
Vorstandsmitglied des Gewerkschaftsbundes Württemberg-Baden
1946
Geschäftsführender Vorsitzender des gewerkschaftlichen Zonenausschusses für die amerikanische Zone
1949
Vorsitzender der Industriegewerkschaft Holz
1950
Vorsitzender des DGB-Landesbezirks Württemberg-Baden
Rezeption
Namenspatron der Markus-Schleicher-Straße in Stuttgart-Fasanenhof
Literatur
Klaus Jonski: Eine »Perle« berichtet aus ihrem Leben. Elisabeth Moll, geb. Schleicher, aus Mittelbiberach, in: Lebensbilder. Aus dem Arbeitsleben von Dienstboten und Handwerkern, hrsg. von Klaus Jonski, 1, Biberach 1997, S. 113-148.
Weik 2003, S. 131.
Kühnel 2009, S. 10.