Theophil Wurm

Parlament

1919
Verfassunggebende Landesversammlung des freien Volksstaates Württemberg (BP, Landesliste)

1920
Landtag des freien Volksstaates Württemberg (BP, Landesliste)

1946
Vorläufige Volksvertretung Württemberg-Baden (Vertreter der Kirchen)

Partei vor 1933 Württembergische Bürgerpartei (BP)

nach 1945 -
Geburt 07.12.1868, Basel
Ehe Marie geb. Bruckmann (1900)
Beruf Pfarrer, Landesbischof
Kinder 5
Konfession Evangelisch
Verstorben 28.01.1953, Stuttgart

Verfolgung

September 1934
Theophil Wurm ist württembergischer Landesbischof der evangelischen Kirche. Er wehrt sich gegen die Gleichschaltung und die Eingliederung der württembergischen Landeskirche in die Reichskirche. Im September 1934 wird Wurm deshalb von den NS-Behörden als Landesbischof beurlaubt und im Oktober 1934 für drei Wochen in seiner Wohnung unter Hausarrest gestellt. Nach öffentlichen Protesten und Demonstrationen in Stuttgart wird Wurm aus dem Hausarrest entlassen und kann als Landesbischof zurückkehren.

03.03.1944
Wurm schickt zahlreiche Beschwerdebriefe und warnende Sendschreiben an verschiedene staatliche Stellen und verantwortliche Persönlichkeiten. Am 19. Juli 1940 protestiert er in einem Schreiben an Reichsinnenminister Wilhelm Frick gegen das nationalsozialistische Euthanasieprogramm. Am 16. Juli 1943 wendet er sich in einem Schreiben an Adolf Hitler gegen die Verfolgung der Juden. Einige der Schreiben Wurms werden auch im Ausland verbreitet. Als Konsequenz erhält Wurm am 3. März 1944 ein Rede- und Schreibverbot.

Biografie

Sohn eines Pfarrers

vor 1887
Besuch evangelischer Seminare in Maulbronn und Blaubeuren

1887
Studium der evangelischen Theologie an der Universität Tübingen

März 1892
Vikar in Kirchheim unter Teck

1899
Pfarrer an der evangelischen Stadtmission Stuttgart

1913
Pfarrer in Ravensburg

1920
Erfolglose Kandidatur für den Reichstag

1920
Dekan in Reutlingen

1927
Prälat in Heilbronn

1929
Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, ab 1933 mit dem Titel Landesbischof

September 1941
Gründer des Kirchlichen Einigungswerks (Sammelbewegung der nicht deutschchristlichen bzw. nicht nationalsozialistischen Kräfte in der Evangelischen Kirche)

Kontakte zu den Widerstandsgruppen um Carl Friedrich Goerdeler, zum Freiburger Kreis und zum Kreisauer Kreis

1945
Vorsitzender des Rats der Evangelischen Kirche in Deutschland

Rezeption

1929
Ehrendoktor der Universität Tübingen

1951
Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland

1969
Gedenktag im Evangelischen Namenkalender der Evangelischen Kirche in Deutschland (29. Januar)

Namenspatron von Straßen in Stuttgart, Heilbronn, Rottenburg und Albstadt

Namenspatron des Theophil-Wurm-Gemeindehauses in Leinfelden-Echterdingen

Literatur

Reinhold Sautter: Theophil Wurm. Sein Leben und sein Kampf, Stuttgart 1960.

Jörg Thierfelder: Das kirchliche Einigungswerk des württembergischen Landesbischofs Theophil Würm, Göttingen 1975.

Thomas Schnabel: Württemberg zwischen Weimar und Bonn 1928 bis 1945/46, Stuttgart 1986, S. 138, 403-416.

Werner Raupp: Theophil Wurm. Der Bischof seiner Kirche, in: Gelebter Glaube. Erfahrungen und Lebenszeugnisse aus unserem Land, hrsg. von Werner Raupp, Metzingen 1993, S. 352-357.

Gerhard Schäfer: Kampfbereit und auf Ausgleich bedacht. Vor 40 Jahren starb Bischof Theophil Wurm, in: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg. Stuttgarter Ausgabe, 88, 1993, 3, S. 11.

Gerhard Schäfer: Theophil Wurm, in: Große Stuttgarter. Gestalten aus fünf Jahrhunderten, hrsg. von Erwin Teufel, Stuttgart 1996, S. 186-194.

Jörg Thierfelder: Theophil Wurm, in: Profile des Luthertums. Biographien zum 20. Jahrhundert, hrsg. von Wolf-Dieter Hauschild, Gütersloh 1998, S. 743-758.

David J. Diephouse: Theophil Wurm, in: Wir konnten uns nicht entziehen. 30 Porträts zu Kirche und Nationalsozialismus in Württemberg, hrsg. von Rainer Lächele, Stuttgart 1998, S. 13-33.

Walther Killy (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie, 10, München 1999, S. 600.

Raberg 2001, S. 1056.

Weik 2003, S. 162.