Im Bildungsausschuss am 10. Februar 2022:
Darstellung jüdischen Lebens in Schulbüchern
Stuttgart. Der Ausschuss für Kultus, Jugend und Sport hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag, 10. Februar 2022, mit der Darstellung des Judentums und jüdischen Lebens in Schulbüchern befasst. Auf Antrag der SPD-Fraktion berieten die Ausschussmitglieder über unsensible und möglicherweise antisemitische Darstellungen in aktuell eingesetzten Schulbüchern sowie das Angebot an Weiterbildungen zum Thema Antisemitismus für Gutachterinnen und Gutachter der Schulbuchzulassung. Dies hat die Ausschussvorsitzende Petra Häffner (Grüne) mitgeteilt.
Anlass für den SPD-Antrag war die Empfehlung des baden-württembergischen Beauftragten gegen Antisemitismus und seines Expertenrats, Schulbücher grundsätzlich auf antisemitische oder vorurteilsgeleitete Darstellungen deutsch-jüdischer Geschichte in Bild und Text zu überprüfen. Das Kultusministerium habe daraufhin das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung (ZSL) beauftragt, in einer Stichprobe Schulbücher der Fächer Geschichte, Gemeinschaftskunde und Ethik auf die Darstellung des Judentums und möglicher antisemitischer Inhalte zu prüfen. „Es sind unsensible Darstellungen in sehr geringem Umfang gefunden worden. Die entsprechenden Verlage wurden informiert“, so Petra Häffner. Die Darstellung des Judentums sei jedoch überwiegend fachlich korrekt und angemessen differenziert, worüber sich die Ausschussmitglieder erleichtert zeigten. Die große Bedeutsamkeit der Thematik Antisemitismus insbesondere vor den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen sei Häffner zufolge sowohl von Mitgliedern der Regierungsfraktionen, als auch von der Opposition mehrfach betont worden.
Nach Angaben des Ministeriums erfolge bei zur Zulassung eingereichten Schulbüchern derzeit keine Überprüfung speziell auf antisemitische Einlassungen, da diese bereits früher auf diskriminierungskritische Aspekte überprüft worden seien. Eine Änderung der Schulbuchzulassungsverordnung sei nicht vorgesehen, jedoch sollten Verlage künftig noch stärker für das Thema sensibilisiert werden und das Merkblatt für die Schulbuchzulassung um die Frage „Berücksichtigt das Werk die Gemeinsame Erklärung des Zentralrats der Juden in Deutschland und der Kultusministerkonferenz zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule?“ ergänzt werden. Für das Jahr 2022 plane das Ministerium eine Qualifizierungsrunde bezüglich antisemitischer Einlassungen für interne und externe Gutachterinnen und Gutachter. Der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung sei im Gespräch mit dem Präsidenten des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung, wie seine Expertise stärker eingebracht werden könne, fasste Petra Häffner die Angaben des Ministeriums abschließend zusammen.