Wissenschaftsausschuss befasst sich mit Reduzierung des Versuchstierverbrauchs:
Baden-Württemberg ist Innovationsstandort
Stuttgart. Wie hat sich der Versuchstierverbrauch in der Forschung entwickelt? Welche Maßnahmen wurden ergriffen, um die Zahl der Tiere in Tierversuchen und deren Belastung zu reduzieren? Wie wurde das 3R-Prinzip umgesetzt? Und welche Rolle spielt dabei das 3R-Netzwerk Baden-Württemberg? Unter anderem mit diesen Fragen aus einem Antrag der FDP/DVP „Maßnahmen des Landes zur Reduktion des Versuchstierverbrauchs“ hat sich der Ausschuss für Wissenschaft, Forschung und Kunst in seiner Sitzung am Mittwoch, 15. März 2023, befasst. Das hat die Vorsitzende, Nese Erikli (Grüne) mitgeteilt. „Baden-Württemberg ist Innovationsstandort, nicht zuletzt durch seine führende Rolle im 3R-Netzwerk“, betonte Erikli.
Das 3R-Prinzip - Replacement, Reduction, Refine, also Vermeidung, Verringerung und Verbesserung von Tierversuchen, könne mit einer starken Forschung und einer stabilen Vernetzung mit Leben gefüllt werden. „Wir haben in Baden-Württemberg beides“, so die Ausschussvorsitzende. Der Ausschuss habe übereinstimmend festgestellt, dass es sinnvoll sei, so wenig Tiere wie möglich zu verbrauchen. „Wir waren uns aber auch dahingehend einig, dass Tierversuche in der Wissenschaft nötig sind. In Baden-Württemberg gibt es hohe Hürden, aber es ist noch möglich, Tierversuche durchzuführen“, so Erikli.
Mit dem Ziel der nachhaltigen und sichtbaren Verankerung des 3R-Prinzips in der baden-württembergischen Forschungslandschaft unterstütze das Ministerium seit 2020/2021 im Rahmen der Förderaktivität 3R-Netzwerk Baden-Württemberg den Auf- und Ausbau von fünf 3R-Zentren in Heidelberg, Konstanz, Stuttgart und Tübingen. Insgesamt würden bis 2025 3,8 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die beteiligten Hochschulen steuerten weitere drei Millionen Euro bei. Wie Nese Erikli berichtete gebe es das 3R-Zentrum Rhein-Neckar (Universität Heidelberg, ZI Mannheim), das interdisziplinäre Zentrum zur Erforschung der Darmgesundheit an der Universität Heidelberg, das „Center for Alternatives to Animal Testing in Europe“ an der Universität Konstanz, das 3R-US Netzwerk Ex-vivo Tumorgewebe-Plattform als Ersatz für Tierversuche an der Universität Stuttgart und im Robert-Bosch-Krankenhaus sowie das 3R-Center für In-vitro-Modelle und Tierversuchsalternativen an der Universität Tübingen und am NMI Reutlingen. Ergänzt würden die Zentren durch weitere Einzelprojekte, über die auch die Standorte Freiburg, Ulm und Reutlingen am Netzwerk beteiligt seien. Im Sommer 2023 werde das 3R-Netzwerk zwischenevaluiert. „Zentren, die sich erfolgreich etabliert haben, sollen verstetigt werden“, erläuterte Nese Erikli. Vom Ausschuss werde die im Sommer angekündigte Evaluierung mit Spannung erwartet.
Die Gesamtzahl der wissenschaftlich verwendeten Versuchstiere im Jahr 2020 habe sich bundesweit auf 2.533.664 belaufen, in Baden-Württemberg seien es 397.757 gewesen. Die Zahlen seien 2021 leicht zurückgegangen, bundesweit auf 2.503.682, in Baden-Württemberg auf 393.760. Die biomedizinische Forschung etwa sei kontinuierlich darum bemüht, Tierversuche möglichst zu vermeiden, zu verringern oder zu verbessern, gab Erikli die Ausführungen des Ministeriums wieder.