Geplante Kantinenrichtlinie:
40 Prozent bio-regionale Lebensmittel in landeseigenen Kantinen angestrebt
Stuttgart. Der Ausschuss für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz hat in seiner Sitzung am Mittwoch, 21. Februar 2024, über biologische und regionale Wertschöpfungsketten für die landeseigenen Kantinen sowie den aktuellen Stand der für das Frühjahr 2024 angekündigten Kantinenrichtlinie beraten. Das hat der Ausschussvorsitzende Martin Hahn (Grüne) mitgeteilt. Künftig soll über eine Verwaltungsvorschrift der Anteil regionaler und bio-regionaler Lebensmittel mit transparenten und nachhaltigen Lieferketten steigen.
„Bis 2030 will das Land Baden-Württemberg mindestens 30 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen ökologisch bewirtschaften“, erläuterte der Ausschussvorsitzende. „Dementsprechend sollen bis 2030 auch mindestens 30 bis 40 Prozent der Lebensmittel in landeseigenen Kantinen aus bio-regionalem Anbau kommen.“ Auf Antrag der Grünen-Fraktion befasste sich das Gremium damit, wie durch den Lebensmitteleinsatz in Landeskantinen regionale Wertschöpfungsketten gestärkt und der Ökolandbau gefördert werden könne. Laut Angaben des Landwirtschaftsministeriums gebe es 44 landeseigene Kantinen in Baden-Württemberg mit durchschnittlich 8.557 Essen pro Wochentag (Stand Dezember 2023), berichtete Hahn. Aktuell wiesen 15 Landeskantinen eine Bio-Zertifizierung auf.
An einem Projekt namens „Bio in der Gemeinschaftsverpflegung in Bio-Musterregionen“ hätten mehr als 30 Einrichtungen und Betriebe der Gemeinschaftsverpflegung teilgenommen, gab Hahn die Ausführungen von Ministeriumsseite wieder. Neben der Bio-Zertifizierung von 28 dieser Einrichtungen hätten durch das Modellprojekt Lebensmittelabfälle reduziert und Einsparpotenziale, z.B. durch angepasste Portionsgrößen, aufgezeigt werden können. Durch Vernetzung der regionalen Akteurinnen und Akteure von der landwirtschaftlichen Erzeugung bis zur Kantine bzw. Gemeinschaftsverpflegung versuchten die Bio-Musterregionen bereits jetzt, den Ökolandbau zu stärken und den Anteil an Biolebensmitteln zu erhöhen. Daran anknüpfend sei in einem Teilprojekt ein externer Berater zur Stärkung oder Initiierung regionaler Wertschöpfungsketten eingesetzt worden. Das Projekt werde momentan mit einer Umfrage ausgewertet. Insgesamt stehe fest, dass über sämtliche Produktgruppen hinweg die Verlässlichkeit aller Beteiligten entlang der gesamten Wertschöpfungsketten ausschlaggebend für den Erfolg sei, fasste Hahn die Ausführungen des Ministeriums zusammen
Die Grünen-Fraktion erfragte in einem weiteren Antrag an das Landwirtschaftsministerium die konkrete Umsetzung der angekündigten Kantinenrichtlinie. Der Ausschuss wollte von Minister Peter Hauk (CDU) insbesondere wissen, inwiefern Mehrkosten beim Umstieg auf bio-regionale Lebensmittel ausgeglichen werden können. Vonseiten des Ministeriums sei laut Hahn in der Beantwortung ausgeführt worden, die Verwaltungsvorschrift Kantine solle für das Frühjahr 2024 veröffentlicht und rückwirkend zum 1. Januar 2024 in Kraft treten. Die betroffenen Behörden und Kantinen würden bei der Umsetzung mit Informationsveranstaltungen unterstützt werden. Hochschulmensen sowie Justizvollzugsanstalten umfasse die Kantinenrichtlinie zunächst nicht. „Im aktuellen Entwurf der Verwaltungsvorschrift ist für 2030 verankert, dass die Landeskantinen 40 Prozent bio-regionale sowie 75 Prozent regionale Lebensmittel einsetzen“, fasste Hahn die Ausführungen des Ministers zusammen. Mit der Kantinenrichtlinie, die u.a. auch erhöhte Tierwohlstandards beim Fleisch und Säfte aus Streuobst vorschreibt, sei Baden-Württemberg bundesweit Vorreiter.
Beim Umstieg auf Bio-Lebensmittel müsse das Land mit Mehrkosten rechnen, berichtete Hahn weiter. Minister Hauk habe im Ausschuss darauf angesprochen dargelegt, dass die Bezuschussung von Kantinenessen in großen Unternehmen auch als Maßnahme der Mitarbeiterbindung gang und gäbe sei. Durch die Bio-Zertifizierung weiterer Landeskantinen wolle das Land lokale wie regionale Wertschöpfungsketten in Landwirtschaft und Ernährungsgewerbe stabilisieren. Auch ein Onlineportal für die Vernetzung und Transparenz bezüglich der Akteurinnen und Akteure entlang der Wertschöpfungskette sei in Planung.